Welche Bücher leben?
Ist das nur eine Frage des Zufalls?
Es ist ein Gedanke, der mir oft einfällt wenn ich ein Buch aus dem Regal nehme und eine Inschrift oder ein Ex Libris sehe. Ich versuche, mir die Person in dem Moment vorzustellen, wenn sie diese Inschrift schreibt. Ich denke daran, wie unwahrscheinlich es ist, dass sich diese Person vorstellt, dass in zehn oder zwanzig Jahren jemand ganz Fremdes wird dieses Buch in seiner Hand halten und diese Inschrift lesen wird. Aber das ist ein glückliches Schicksal, denn in den meisten Fällen überlebt ein Buch überhaupt nicht.
Die Menschheit bringt so selten ein gutes Buch hervor, in dem mit kühner Freiheit das Schlachtlied der Wahrheit, das Lied des philosophischen Heroismus angestimmt wird: und doch hängt es von den elendesten Zufälligkeiten, von plötzlichen Verfinsterungen der Köpfe, von abergläubischen Zuckungen und Antipathien, zuletzt selbst von schreibefaulen Fingern oder gar von Kerbwürmern und Regenwetter ab, ob es noch ein Jahrhundert länger lebt oder zu Moder und Erde wird.